Tobias Gürtler

Aus der Einführungsrede zur Ausstellungseröffnung „Revolution der Liebe“.

Tobias Gürtler lebt und arbeitet in Berlin, dem doch wichtigsten Produktionsstandort für zeitgenössische Kunst und Berlin, place to be, ist dem Künstler mit ostwestfälischen Wurzeln zur Offenbarung geworden.

Kunst kann durchaus ein gesellschaftliches Ausdrucksmedium sein, durch welches existentielle Inhalte ausgedrückt werden können,  Kunst also im übergeordneten Sinne ein Widerhall gesellschaftlicher Entwicklungen.

Ein Schwerpunkt der Arbeit Gürtlers ist die künstlerische und kulturelle Auseinandersetzung mit dem Thema Orient und Okzident.

Tobias Gürtler will kein Mittler sein zwischen den Kulturen und Religionen, sucht deshalb auch nicht nach Gemeinsamkeiten zwischen Orient und Okzident. Ihn  interessieren vielmehr die Punkte, an denen die Gegensätze einander berühren.

Der Künstler vereint in seinen Bildern die Welt der Magie und des Mythos mit den Banalitäten des urbanen Alltags, ausgehend von den Impulsen seiner Berliner Wahlheimat, jedoch Kreise ziehend in fernere Metropolen und Weltregionen, mit denen Tobias Gürtler sich innerlich und/oder äußerlich verbunden fühlt.

Formal basierend auf der Zeichnung, mit einer farblichen Ausgestaltung changieren die Bilder des Künstlers von einer naiven Auffassung über einen poussinisch-klassizistischen Idealismus bis hin zu einem ironisch-burlesken Realismus und wieder zurück.

Vergangenheit und Zukunft, Zukunft voller Potentialität, so Gürtler, verschmelzen in der Gegenwart der Malerei. Dabei vollzieht sich auf subtile Weise die von Beuys geforderte Umwertung der Werte durch neuartige Zusammenstellungen unterschiedlicher Zeichen und Symbole aus allen Kulturkreisen.

 

O. Stümann, Bielefeld 12.10.2012