Der Gepfählte, als Tetrachon (Glücksdorn)
Glücksdorn. Klingt ein bisschen märchenhaft, fast kitschig. Passt aber ganz gut zum Leben, zumindest zu meinem. Abgesehen davon ist Glücksdorn mein Name. Tobias Glücksdorn.
Das Leben kann sehr schmerzhaft sein und manchmal piesackt einen der Stachel des Todes vor der Zeit. Man bekommt es mit der Angst zu tun, und die Sicht verengt sich, es gibt kaum noch Möglichkeiten zu handeln. Und das, was einen retten könnte vor dem Untergang, erscheint sogar ebenso bedrohlich. Das Nadelöhr. Man muss die bittere Pille schlucken, einen Pakt mit dem Teufel eingehen.
Aber dann erweitert sich der Horizont wieder, es tun sich neue Wege auf, nicht immer besonders geradlinige, eher krumme Wege, jedoch Wege, die vielleicht außergewöhnliche Einsichten in das Leben ermöglichen. Der Tod, der von Anfang an drohend über dir steht, schon bei deiner Geburt, vor deiner Geburt, einfach, zweifach, die Bedrohung, die dein Trauma ist, deine Verletzlichkeit und all deinen Kummer begründet, vielleicht stachelt er dich auch an zum Glück, weil deine Verletzlichkeit, deine Verwundbarkeit, zugleich dein Kapital und die Quelle deiner Kraft sind. Der Stachel des Todes, dein Glücksdorn.
(Aus: Jakob Adamek, „Ich, Wendepunkt“, 1. Kapitel)