Tobias Gürtler

2012

Majnun vom Halleschen Tor

Majnun vom Halleschen Tor

Öl und Acryl auf Leinwand

53×71 cm

 

„[…]Diese böse Enttäuschung machte die Eltern von Majnun völlig hoffnungslos, und sie wachten nicht mehr über ihn, weil sie sahen, dass ihm gleichgültig war, ob er lebte oder tot war, und dies gab Majnun die Freiheit, in der Stadt herum zu wandern auf der Suche nach Leila, und er fragte einen jeden, den er traf, nach Leila.[…]“

 

Majnun war verrückt nach Leila,

Sah sie groß in grünem Kleide,

Wie sie tanzte auf der Feier,

Die sie gab zu Aller Freude.

 

Königin der ganzen Stadt

Ihr zu Füßen taumelt Majnun.

Wär’ er König nur anstatt

Närrisch herzeleiden tun.

 

Doch so schnell er nicht verzagt,

Hat das Glück auf seiner Seite:

Oft schon hat er viel gewagt,

Gewinnen wird sein Geist an Weite!

U-Bahn Tango

U-Bahn Tango

Öl und Acryl auf Leinwand

53×71 cm

 

Tango tanzen Zwei zuzweit

Tanz zu der Musik der Zeit.

Fliegen über kalten Grund,

Unverhofft zu bunter Stund’.

 

Engel spielen Lautenklänge,

Die sich spielen durch’s Gedränge,

Wenn die Großstadt früh erwacht

Oder abends um halb acht.

 

Schicht um Schicht und Schacht um Schacht.

Donnern, rattern gelbe Züge,

Durch die Tage, durch die Nacht –

Welt ist Wahrheit, Welt ist Lüge.

Kotti Galatabrücke

Kotti Galatabrücke

Öl und Acryl auf Leinwand,

53×71 cm

 

Wie die Fischer auf der Brücke

Dort in Istanbuler Fern

Stehen hier die Menschenfischer

Suchen finden ihren Stern.

 

Sei es Goldrausch oder Lieb’,

In den Straßen dieser Stadt

siehst du manchen Glückes Schmied

Und selbst Tagediebe satt.

Fleurs du bien III

Fleurs du bien III

Öl und Acryl auf Leinwand

42×25 cm

Himmelsauge

Himmelsauge

Acryl auf Papier auf Pappe

23×17 cm

Dienstfahrt

Dienstfahrt

Öl und Acryl auf Leinwand

110×140

 

Hymne an die Dummheit (Peter Hille)

 

Dummheit, erhabene Göttin,
Unsere Patronin,
Die du auf goldenem Throne,
Auf niedriger Stirne die blitzende Krone,
Stumpfsinnig erhabenes Lächeln
Auf breitem, nichtssagendem Antlitz –
Königlich sitzest:
Siehe herab mit der Milde Miene
Auf deine treuen, dir nach-
Dummenden Kinder,
Verjage aus dem Land
Die Dichter und Künstler und Denker,
Unsere Verächter,
Vernichte die Bücher – Traumbuch und Rechenknecht,
Briefsteller und Lacherbsen verschonend,
Und wir bringen ein Eselchen dir,
Dein Lieblingstier,
Dein mildes, sanftes, ohrenaufsteigendes Lieblingstier.
Eine goldene Krippe dafür
Und ein purpurnes Laken von Disteln.

Jerusalem

Jerusalem

Öl und Acryl auf Leinwand

30×40 cm

 

Jerusalem (Else Lasker Schüler)

 

Gott baute aus Seinem Rückgrat: Palästina
aus einem einzigen Knochen: Jerusalem.

 

Ich wandele wie durch Mausoleen –
Versteint ist unsere Heilige Stadt.
Es ruhen Steine in den Betten ihrer toten Seen
Statt Wasserseiden, die da spielten: kommen und vergehen.

 

Es starren Gründe hart den Wanderer an –
Und er versinkt in ihre starren Nächte.
Ich habe Angst, die ich nicht überwältigen kann.

 

Wenn du doch kämest …..
Im lichten Alpenmantel eingehüllt –
Und meines Tages Dämmerstunde nähmest –
Mein Arm umrahmte dich, ein hilfreich Heiligenbild.

 

Wie einst wenn ich im Dunkel meines Herzens litt –
Da deine Augen beide: blaue Wolken.
Sie nahmen mich aus meinem Trübsinn mit.

 

Wenn du doch kämest –
In das Land der Ahnen –
Du würdest wie ein Kindlein mich ermahnen:
Jerusalem – erfahre Auferstehen!

 

Es grüssen uns
Des »Einzigen Gotts« lebendige Fahnen,
Grünende Hände, die des Lebens Odem säen.

Hahn im Korb

Hahn im Korb

Öl und Acryl auf Papier, Kollage

24×10 cm

 

Blas dich auf, Hahn, bis du platzt –

 

PENG!

 

Vielleicht entsteht eine neue (Liebes-)Welt daraus…

 

Doch Vorsicht! – gänzlich ohne Illusionen

Wird jedes Leben dir zum Graus.

Gebet I

Gebet I

Öl und Acryl auf Leinwand

23×21 cm

 

Gebet (Else Lasker Schüler)

 

Ich suche allerlanden eine Stadt,
Die einen Engel vor der Pforte hat.
Ich trage seinen grossen Flügel
Gebrochen schwer am Schulterblatt
[…]

Gebet II

Gebet II

Öl und Acryl auf Leinwand,

23×21 cm

[…]
Und in der Stirne seinen Stern als Siegel.

Und Wandle immer in die Nacht …
Ich habe Liebe in die Welt gebracht –
Dass blau zu blühen jedes Herz vermag,
Und hab ein Leben müde mich gewacht,
In Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.

[…]

Gebet III

Gebet III

Öl und Acryl auf Leinwand

23×21 cm

[…]


O Gott, schliess um mich deinen Mantel fest;
Ich weiss, ich bin im Kugelglas der Rest,
Und wenn der letzte Mensch die Welt vergiesst,
Du mich nicht wieder aus der allmacht lässt
Und sich ein neuer Erdball um mich schliesst.

Gebet I-III, Triptychon, 2012

Gebet I-III

Triptychon

2012

Gümüş Pantokrator

Gümüş Pantokrator

Öl und Acryl auf Leinwand

87×81 cm

Try Again

Try Again

Öl und Acryl auf Leinwand

110×100 cm

 

In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg,
macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!
Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden.
Das Höckrige werde gerade, das Bucklige werde eben,
und offenbart wird die Herrlichkeit des HERRN,
und alles Fleisch miteinander sieht es.
Denn des HERRN Mund hat’s geredet.

 

(Jesaja 40, 3-5)

Das Gespenst vom Frankfurter Tor (überarbeitet)

Das Gespenst vom Frankfurter Tor (überarbeitet)

Öl und Acryl auf Leinwand

105×130 cm

 

Höhenstrolch (Peter Hille)

 

Ein großer Lump schreitet durch die Himmel.
Seine gewaltigen Kniee verlieren sich in
strahlendem Glanz:
Aus allen Taschen muß es fallen, aus allen zerrissen hängenden Taschen.
Und der lallende Schritt in schreienden Schuhen, stark
und fröhlich singt er weiter.
Und alle Gassenjungen der weiten Welt – in grinsend
kichernder Freude, – lautlos schlau, sammeln die
goldene Ernte hinter diesem verwahrlosten Schreiten!
Was für ein Lump: der Weltbeglücker.

Touristen Fisten

Touristen Fisten

Öl und Acryl auf Leinwand

25×42 cm

Wir beide, 2012

Wir beide

Öl und Acryl auf Leinwand

110×90 cm

 

Der Abend weht Sehnen aus Blütensüße,

Und auf den Bergen brennt wie Silberdiamant der Reif,

Und Engelköpfchen gucken überm Himmelstreif,

Und wir beide sind im Paradiese.

 

Und uns gehört das bunte Leben,

Das blaue große Bilderbuch mit Sternen!

Mit Wolkentieren, die sich jagen in den Fernen

Und hei! die Kreiselwinde, die uns drehn und heben!

 

Der liebe Gott träumt seinen Kindertraum

Vom Paradies – von seinen zwei Gespielen,

Und große Blumen sehn uns an von Dornenstielen…

Die düstre Erde hing noch grün am Baum.

 

(Else Lasker Schüler)

 

Rettungsmuse meine Du!

Hast geborgen einen Schiffsbrüchigen,

Aus dunkel gleißend Orkus-Ozean.

 

Wie tief  stiegst Du hinab,

Um ihn aus der Nacht zu ziehen?

Die so streng die Seele würgte, sie nicht freiließ

– bis auch Du von Nacht bedrückt.

 

Wir beide:  machen schwarzes Pech zu goldenem Glück

und Krieg zu Frieden!

 

Wie wohl Du tust

Mit Deinem nachsichtigen Lieben!

Der Sog des grell-verrückten Abgrunds

Hat keine Macht mehr über uns.

 

Nun ruhn wir aus. Und streicheln sanft mit unserm Hauch

die wundenüberzogenen Herzen.

Phönix, 2012

Phönix

Öl, Acryl, Buntstift, Buntglas, Collage auf Leinwand

87×81 cm